Bei einer Fahrt durch Brandenburg sind die Spargelfelder nicht zu übersehen. Wir befinden uns mitten in der Erntezeit. Der Anblick der großen Flächen, deren Aussehen durch zahlreiche parallel nebeneinander verlaufende schmale Erddämme, die mit Plastikfolie abgedeckt sind, ist seltsam. Je nachdem wie das Licht steht, ist die Folie tiefschwarz, weiß oder glänzt wie die Oberfläche eines Sees. Mittendrin bewegen sich Menschen in gebückter Haltung. Die Szenen könnten mühelos in einen klischeehaften US-Amerikanischen Spielfilm über Sträflinge aus den 1980ern eingefügt werden. Wären die Erntearbeiter mit Ketten aneinander gefesselt, würde jeder Hollywood-Regisseur denken, alles perfekt, die Einstellung stimmt!
Die schweigenden Erntehelfer, die dort während der Saison scheinbar sieben Tage die Woche arbeiten, stammen häufig aus osteuropäischen Nachbarländern. Wenn fremdländische Gesprächsfetzen über die weiten Distanzen zu hören sind, verstehe ich sie als Deutscher nicht. Hält man an so einem Feld an, um den Anblick fotografisch festzuhalten, ist dies nicht immer gern gesehen, interpretiert man die Gesten einiger Arbeiter richtig. Vermutlich spielen hier die von einigen Beteiligten als prekär empfundenen Arbeitsverhältnisse eine Rolle.
Eine gewisse Halbseidigkeit kann man diesem Gewerbe nicht absprechen beim Blick auf die grellroten Tafeln an den Verkaufsständen entlang einer Landstraße, auf denen 2 kg Spargel aus Kremmen für sechs Euro angeboten werden. Nach meiner Erfahrung ist er stets ausverkauft. Stattdessen wird für das Kilogramm der anderen, verfügbaren Sorten 8-9 Euro bezahlt. Auch die Spargelbauern müssen zusehen, dass sie zurecht kommen. Beim Genießen des leckeren regionalen Spargels, der uns jährlich einige Wochen angeboten wird, sollten wir Ihnen und den Erntehelfern dankbar sein. Mahlzeit!