Sonnenfinsternis über Berlin. Die Transvaalstraße bietet reichlich Parkplätze neben einer großen Wiese im Volkspark Rehberge. Dorthin fahre ich mit einem Teleskop, Kameras, dem Stativ und einer stabilen Montierung. Neben einem parkenden Auto steht eine ältere Dame mit einer SoFi Brille, einem Pappgestell mit zwei Sonnenfolien, durch die man die Sonne gefahrlos betrachten kann. Einige andere Leute haben ebenfalls den Blick zur Sonne gerichtet. Das Rendevous aus Mond und Sonne bleibt nicht unbeobachtet.

Ich fahre an den Straßenrand, packe meine Sachen aus und trage sie auf die Wiese. Im Park sind Grünflächenarbeiter mit lauten Laubbläsern tätig und ein größeres Fahrzeug saugt die Laubhaufen auf. Den Bürgern in einem Park den Anblick einer seltenem Sonnenfinsternis mit dem Lärm lauter Maschinen zu untermalen, zeugt von dümmlicher Dickfälligkeit. Die Sonnenfinsternis ist bereits in Gang, daher entfällt die Fahrt zu einem stillen Beobachtungsort.

In 100 m Entfernung steht ein anderer Mann mit seinem Stativ und einer auf die Sonne gerichteten Kamera. Ich baue meine Sachen auf, fixiere den Halter der Sonnenfilterfolie sicherheitshalber mit Tesafilm am Teleskop und befestige die Kamera am Okularauszug. Der Himmel ist wolkenlos. Die helle Scheibe der Sonne wird teilweise von einem tiefschwarzen runden Schatten bedeckt. Auf der Sonne ist ein größerer Sonnenfleck zu sehen und der dunkle Schatten des Mondes ist am Rand nicht glatt, sondern durch die Mondkrater zackig. Es ist erstaunlich, dass die Unebenheit der Mondoberfläche so deutlich sichtbar ist.

Eine Spaziergängerin nähert sich mit interessierten Blick auf das Teleskop. „Darf ich mal durchschauen?“ Sie blickt durch den Sucher der Spiegelreflexkamera und ist beeindruckt. Weitere Leute kommen dazu und möchten durch das Teleskop sehen. Deswegen ersetze ich die Kamera durch ein Binokular mit zwei Okularen. Zwei Jungs mit ihrer Mutter haben lochkameraähnliche selbst gebastelte Beobachtungsinstrumente dabei. Sie haben die Anleitungen dafür auf der Website Astronomie.de gefunden.

Es wird über die Auswirkungen der Sonnenfinsternis diskutiert. Obwohl der Tag gemessen an der Jahreszeit frühlingshaft warm ist, erwarten einige, dass es kühler sei und die Sonne nicht so viel Kraft habe. Das scheint logisch zu sein, wird aber bei einer partiellen Sonnenfinsternis nicht wirklich wahrgenommen. Ein älterer Herr vertritt die Meinung, dass die Sonne greller sei und mehr ins Auge stäche. Kein Wunder, denn er blickt mit bloßem Auge gelegentlich zur Sonne. Die Mutter und ihre beiden Jungs führen ihre selbst gebastelten Camera Obscuras vor, die von einigen jungen Leuten interessiert in Augenschein genommen werden.

Einige in der Gruppe bemerken, dass das Bild im Teleskop seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend ist. Deswegen schwenke ich das Teleskop von der Sonne weg und nehme den Sonnenfilter ab. Er wird herumgereicht und jeder hält ihn sich vor die Augen, um die Sonne zu betrachten. Dabei ist der Unterschied zum Bild im Teleskop hinsichtlich der Ausrichtung von oben und unten und links rechts bemerkbar.