Sanierung und Baulärm im Sprengelkiez

Bis Ende Oktober 2013 sollte die Sanierung eines Berliner Wohnhauses im Sprengelkiez beendet sein, hieß es in einem Schreiben der Hausverwaltung. Doch erst am 3. Dezember 2014 war das letzte Gerüst von der Außenwand verschwunden. Endlich kam wieder Licht in die Wohnungen, die im Schatten der Gerüstbretter wenig Tageslicht des ohnehin düsteren Herbstes abbekommen hatten. Statt ihres verwitterten Graus hatte die äußere Fassade einen beige-cremefarbenen Anstrich erhalten. Die verrosteten Pflanzenkübelhalter der Balkons wurden ausgetauscht. Neue Dachziegel bedeckten das Haus, jedoch waren einige Fensterluken auf dem Dachboden verschwunden. Viele uralte hölzerne Kastenfenster waren noch nicht ausgebessert worden und nur ein Aufgang war renoviert. Das war noch nicht ausgestanden.

Alte Fassade
Alte Fassade

Trotz der Minusgrade standen die Haustüren offen und im vierten Stock eines Vorderhauses wurden Renovierungsarbeiten, die im Juni angefangen hatten, mit Radau fortgesetzt. Wie das in einer 60 qm Wohnung über den langen  Zeitraum sinnvoll möglich war, ließ sich nicht nachvollziehen. Der Mieter in der darunterliegenden Wohnung hatte einiges auszuhalten. Die Haustür der Baustelle im 4. Stock war offen und ein Fenster stand sperrangelweit auf, sodass im Hausflur ein Kamineffekt zustande kam. Kalte Luft zog von unten durch das Treppenhaus nach oben. Es herrschte eisige Kälte. Machte ein Mieter die unteren Haustüren zu, waren sie nur wenige Minuten später wieder auf, denn die Bauarbeiter wollten sich nicht lange damit aufhalten.

Neue Fassade
Neue Fassade

War es nun vorbei? Wie sollte es weitergehen? Niemand wusste es. Immer wieder erklangen aus irgendeiner Ecke und Etage Hämmern, das Stampfen von schweren Bauarbeiterschuhen, Rufe und Maschinen. Die Mieter erhielten keine Auskunft von der Hausverwaltung, die vermutlich selbst im Dunkeln tappte und auf Informationen von der Bauleitung angewiesen war. Der mehr als 13 Monaten überzogene Fertigstellungstermin hatte die Nerven der Mieter und einiger Akteure arg strapaziert. Wer tagsüber zu Hause war, wie Rentner, Arbeitslose, Freiberufler, eine Kindertagesstätte, Mütter mit Kindern und Studenten, hatte schlechte Karten. Nichts war planbar, Informationen waren unzuverlässig, sofern sie überhaupt zu erhalten waren. Schreibtischarbeiten zuhause gerieten arg unter Druck. In dem Milieu entstanden Spannungen, unschöne Korrespondenzen und rechtliche Auseinandersetzungen.

Offene Haustür trotz Minusgrade
Offene Haustür trotz Minusgrade
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