Um 1900 war der Tegeler See bekannt für zahlreiche Tanzlokale. Hier fanden viele Feiern statt. Die Pracht der einstigen Lokale mit Tanz und Kapelle kann heute nur noch ein Ortskundiger erahnen. Doch manchmal gibt es Versuche, an die Tradition vergangener Zeiten anzuknüpfen. Das Restaurant Fährhaus im Saatwinkel hat eine neue Bewirtschaftung, die Wert darauf legt, dass die Mannschaft standesgemäß bekleidet ist. Kellner in schwarzen Hosen, weißen Hemden und mit schwarzer Weste. Der Pinguin, wie diese Berufskleidung einst genannt wurde, verleiht dem Ort ein anderes Ambiente als das unauffällige Erscheinungsbild der vorherigen Pächter.
Der Biergarten des Restaurants Fährhaus im Saatwinkel liegt direkt am Ufer des Tegeler Sees bei der Marina Bootsstände Lahe. Die Bewohner der Inseln Valentinswerder und Maienwerder haben im flachen Uferbereich Anlegestellen für ihre kleinen Boote, mit denen sie zwischen dem Festland und ihren Inseln pendeln.
Die Fahrradfahrer vom nahe gelegenen Berlin-Kopenhagener-Fahrradweg kehren hier gerne ein. Ihre Bekleidung entspricht nicht mehr der freizeitlichen Eleganz alter Zeiten. T-Shirts, karierte Hemden und Jeans dominieren.
Umso mehr überraschte die gestrige Samba Veranstaltung des Restaurants Fährhaus. Ein kubanischer Discjockey legte heiße Sambarhythmen auf. Eine Tanzfläche war dekorativ eingerahmt in hölzerne Säulen mit Kerzen. Sogar zwei Damen in brasilianischen Tanzkostümen traten auf.
Die Gäste indes blieben an ihren Tischen sitzen. Fast hatte man den Eindruck, dass sie sich von der Musik nicht stören ließen. Man aß und trank wie sonst auch. Die Rhythmen konnten sie nicht zum Tänzchen bewegen.
Dabei hat Berlin eine aktive Samba-Szene. Aber wer wusste schon von dem Ereignis in dem Restaurant? Zudem gab es am Abend ein bedeutendes Fußballspiel, gegen das Samba chancenlos war.