Sauerstoff ist für biologische Prozesse in Gewässern wichtig, um hinein gefallenes Laub, abgestorbene Biomasse und Ausscheidungen abzubauen. Im Sommer kommt es aufgrund der steigenden Wassertemperaturen zur Verringerung der Sauerstoffmenge, die im Wasser enthalten sein kann. Gleichzeitig bewirkt dann die höhere Aktivität der Fische und Wasservögel und auch die Fütterung der Tiere durch Besucher der Gewässer zu einer Erhöhung der Biomasse, die abzubauen ist.
Niedriger Sauerstoffgehalt
Ein niedriger Sauerstoffgehalt kann Atemnot bei Fischen bewirken. Durch den Sauerstoffmangel sterben Teile der Flora und Fauna im Gewässer. Sie bilden zusätzliche Biomasse, die umzuwandeln ist. Arten, die viel Sauerstoff benötigen sterben und andere, die weniger Sauerstoff benötigen und ungünstige Stoffwechselprodukte besser vertragen, nehmen zu.
Große Regenmengen, die während der warmen Jahreszeit nach einer längeren Trockenperiode durch einen Starkregen auftreten und über die Kanalisation in Gewässer abgeleitet werden, können den Sauerstoffgehalt quasi schlagartig erheblich verringern und ein Fischsterben auslösen.
Sauerstoffmangel entgegenwirken
Es gibt mehrere Möglichkeiten, den durch Sauerstoffmangel hervorgerufenen Veränderungen zu begegnen. Zum Beispiel kann man alle paar Jahre schlammigen Grund aus einem See oder Teich baggern.
In Berlin bewährt: Belüftungsbojen
Weniger aufwendig und preiswerter ist eine Belüftung. In Berlin wird das erfolgreich mit sogenannten Spritzbojen im Tegeler See praktiziert. Der Sauerstoffgehalt wird 14-tägig überprüft.
Informativ dazu ist eine schriftliche Antwort auf eine Anfrage an das Abgeordnetenhaus Berlins aus dem Jahre 2017. Angefragt war, warum 2017 die Belüftungstonnen im Tegeler See nicht aktiv waren.
Die Erklärung beschreibt gut, warum und wann sie aufgrund von Messdaten eingesetzt werden und welchen Einfluss übermäßig starke Regenmengen auf die Gewässerqualität haben.
Gewässerqualität Plötzensee
Der Plötzensee liegt in einer eiszeitlichen Rinne und hat keine natürlichen Zuflüsse. Es fließt also kein Bach hindurch. Aus dem Park fließt Regen in den See ab. Die Langzeitdaten bescheinigen dem Plötzensee eine ausgezeichnete Gewässerqualität.
Quelle: www.berlin.de
Im Sommer kommt es an mehreren Gewässern Berlins zum erhöhten Aufkommen von Blaualgen die Giftstoffe produzieren. Sie können bei Badenden Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und andere Beschwerden auslösen. Eine blaugrüne Trübung des Wassers mit verringerter Sichttiefe deutet auf Blaualgen hin. Davon ist auch der Plötzensee betroffen.
Harnstoff im Urin düngt Algen
Viele Badegäste pinkeln ins Wasser. Ist das problematisch? Urin besteht größtenteils aus Wasser und enthält Natrium, Kalium, Chloride und Harnstoff. Letzterer wirkt als Pflanzendünger. In kleineren Gewässern oder an stark frequentierten Badestellen, deren Wasser nicht ausreichend durch Strömungen oder Zu- und Ablauf gewechselt wird, fördert ein hoher Urin-Gehalt das Wachstum von Algen, zu denen auch die Blaualgen zählen.
Bei entsprechenden Warnungen sollten Badende sich nach dem wieder Herauskommen mit klarem Wasser abspülen.
Messdaten
Wassertemperatur aus gewässerkundlichen Messdaten im Wasserportal
Dort findet man auch Kennwerte mit niedrigsten, mittleren und höchsten Werten. Interessant: Der niedrigste jemals gemessene Wasserstand am Plötzensee wurde und 22. 1. 1973 festgestellt.
In einer Tabelle mit EU-Einstufung der Badegewässerqualität wird der Plötzensee seit 2008 durchgehend mit dem Prädikat ausgezeichnet bewertet . Siehe:
https://www.berlin.de/lageso/gesundheit/gesundheitsschutz/badegewaesser/eu-einstufung/
In relativ in kurzen Abständen werden in einer Liste des Berliner Landesamts für Gesundheit und Soziales aktuelle Zustände der Badestellen veröffentlicht.
27. 6. 2022. Alles im grünen Bereich im Plötzensee. Quelle: Berlin / LAGeSo
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Gegenteilige Behauptungen in der Hai-Alarm Kampagne
Zur Rechtfertigung des Zauns um den Plötzensee wurde im Juli 2022 die sogenannte Hai-Alarm Kampagne gestartet. Darin heißt es:
„Aber es steht wirklich nicht gut um diesen kleinen See, mitten in der Stadt.“
Kommentar: Diese Behauptung steht im Widerspruch zu den Messwerten.
Hai-Alarm: „Viel zu viele Menschen baden in ihm und trampeln das Ufer platt. Außerdem wird es immer wärmer und das stellt eine zusätzliche Belastung für das Ökosystem dar. Als Folge droht der See umzukippen. Wenn das passiert könnte niemand mehr in ihm baden oder gemütlich um ihn herumlaufen. Das Wasser würde anfangen zu stinken und tote Fische würden an der Oberfläche herumtreiben.“
Kommentar: Blödsinn! Die Ufer sind durch langjährige Baumbestände stark verwurzelt. Der Boden ist nicht plattgetrampelt, sondern uneben und hat dieselbe Konsistenz und Festigkeit wie viele Ufer ähnlicher Seen in Brandenburg. Die verfilzten Wurzeln verhindern ein Abbröckeln der Uferkante. Falls es problematische Stellen geben sollte, wäre das Problem leicht durch eine Pfahlreihe zu lösen.
In Anlehnung an die FFF-Bewegung heißt es: „Außerdem wird es immer wärmer“ Ich bin kein Prophet und diesbezügliche Fähigkeiten sehe ich weder im Bezirksamt noch bei den Machern der Kampagne. Aber geschenkt, wenn es wärmer wird, steigt auch der Bedarf der Berliner am Zugang zum Wasser, um in den warmen Monaten zu baden.
Sollte dem Ökosystem des Plötzensees deshalb der Sauerstoff knapp werden, um biologische Abbauprozesse in ausreichender Stärke zu realisieren, brauchen wir keinen Zaun, sondern Belüftungsbojen und eventuell alle paar Jahre Aktionen, um fauligen Schlamm an problematischen Stellen zu entfernen.
Hai-Alarm: „Denn wenn Du Dich in den eingezäunten Bereichen aufhältst, schadest Du der Natur sehr – selbst wenn Du Dich vorsichtig verhältst.“
Kommentar: Erzieherisches Geschwätz ohne erkennbaren Wahrheitsgehalt.
Und weiter:
„Denn wenige Arten bedeuten, dass ein Ökosystem schlechter mit Herausforderungen und Veränderungen umgehen kann – wie zum Beispiel menschlichen Exkrementen und Sonnencreme im Wasser oder den immer weiter steigenden Temperaturen durch den Klimawandel.“
Kommentar: Der Begriff Klimawandel wird missbraucht, um vorbeugend Kritik an der Kampagne abzublocken. Dies kann die Unglaubwürdigkeit einiger Behauptungen nicht vertuschen. Beispielsweise zum Umgang mit „menschlichen Exkrementen und Sonnencreme im Wasser“.
Dazu steht in der Hai-Alarm-Kampagne: „… entspanne Dich im Strandbad. Gehe nicht von eingezäunten Bereichen aus im See baden.“
Kommentar: Inwiefern unterscheiden sich Einträge durch Badende außerhalb des Strandbades durch diejenigen der Badenden im kostenpflichtigen Strandbad? Sind Urin, Schweiß oder Sonnencreme von Menschen im Strandbad anders als von denjenigen, die an anderen Stellen in denen See gehen? Diese implizierte Behauptung ist grotesker Unfug.
Für diese Taktik hat man wohl der mittelalterlichen Verkauf von Ablassbriefen zum Ausgleich des Sündenkontos als Blaupause herhalten müssen. Nach dem Motto: „Zahlst du Eintritt im Strandbad, verändern deine Ausscheidungen und Sonnencreme die Gewässerqualität nicht.“
Das bestärkt mich in meiner Annahme, dass der Zaun in der heutigen Form nicht im Umweltschutz dient, sondern eine Wirtschaftsförderung für das Strandbad sein soll.
Hai-Alarm: „Wir sind uns sicher, dass viele der überwiegend jungen Menschen eine sehr positive Einstellung zum Natur- und Klimaschutz haben. Die Verbindung zwischen diesen großen Themen und unserem kleinen schönen Plötzensee wollen wir vermitteln.“
Kommentar: Eine positive Einstellung zum Natur- und Klimaschutz findet man allen Altersklassen. Und ebenso das Gegenteil. Aber woher kommt die Sicherheit, dass „viele der überwiegend jungen Menschen eine sehr positive Einstellung …“ haben?
Wer im Sommer am Sonntag früh einen Spaziergang um den Plötzensee macht und den Müll an oder in den dafür vorgesehenen Abfallbehältern betrachtet, wird vermutlich nicht auf die Idee kommen, dass betagte Senioren diesen Mix hinterlassen, sondern eher jüngere Leute, die Getränkeflaschen und Nahrungsverpackungen aus Plastik, Alufolien dorthin brachten und nicht wieder mitnahmen. Wer es ernst meint mit Natur- und Umweltschutz, würde auf Essen-to-Go mit viel Verpackung verzichten. Solche Einstellungen ändert man nicht mit einem Zaun und übrigens leidet die Gewässerqualität nicht darunter, wenn auf Wegen und Wiesen manchmal Müll hinterlassen wird.
Hai-Alarm: „Ein Verbot allein hilft hier nicht weiter, wir müssen auch aufklären!“
Nein, der Zaun ist in der aktuellen Form nicht zu rechtfertigen. Er muss zurück gebaut werden! Die Verbote, nicht von außerhalb des kostenpflichtigen Strandbades im See baden gehen zu dürfen oder im Winter auf dem See Schlittschuh zu laufen, sind eine Frechheit gegenüber den Bürgern.
Es spricht nichts dagegen, Teile des Ufers vor dem Betreten zu schützen, wie es bis 2007 gehandhabt wurde. Aber andere Bereiche müssen einen freien Zugang zum Ufer und zum Wasser ermöglichen. Das darf nicht nur in einem Strandbad erlaubt sein, dessen Eintrittskosten mittlerweile 8 € betragen. Das Verbot des Betretens der Eisfläche im Winter hat mit Gewässerschutz nichts zu tun. Auch brüten in der Zeit keine Tiere.