Laute Kirchenglocken

Berlin. Wedding. Samoastraße. Es ist ein schöner Abend, das Tagwerk ist vollbracht. Mit einem kleinen Drink begibt man sich auf den Balkon in die frühabendliche Sonne, die im Sommer noch recht hoch steht. Endlich durchatmen, sich friedlich hinsetzen, gemütlich einen Schluck trinken, danach steht einem der Sinn.

Doch kaum hat man es sich bequem gemacht, beginnen Glocken aus der nahen Osterkirche zu läuten. Und zwar lange und sehr laut! Es ist 18 Uhr. Sie treiben einen wieder in die Wohnung hinter geschlossene Fenster. Sonst wäre das nicht zum Aushalten. Die Evangelische Ostergemeinde im Wedding macht sich lautstark bemerkbar.  Warum eigentlich?

Auf der Website der Gemeinde finden man vielleicht eine Lösung. Wir schauen mal in das Programm. Unter dem Punkt Gottesdienste finden wir den erhellenden Hinweis: „There are no upcoming events currently scheduled.“ Daneben gibt es einen Downloadbutton für eine PDF-Datei. Sie enthält außer der Überschrift ‚Gottedienste‘  nur einen horizontalen Strich und die folgende Zeichengruppe: {jcal_latest}2{/jcal_latest}.

Gottesdienste -  There are no upcoming events currently scheduled.
Gottesdienste – There are no upcoming events currently scheduled.

Unter ‚Regelmäßige Termine‘ ist mehr zu lesen. Tatsächlich, es gibt Sonntags um 10 Uhr einen Gottesdienst.  Sonntags von 14 bis 18 Uhr findet ein weiterer Gottesdienst der Pentecost-Gemeinde statt.  Um 18 Uhr wird ein ‚Runder Tisch –  Gespräch mit den Nachbarn‘ angekündigt.

Mittwoch findet um 18 Uhr ein weiterer Pentecost Gottesdienst statt. Am Donnerstag gibt es um 18 Uhr die Taizé-Andacht. Freitag von 18 bis 21 Uhr hält die Pentecost-Gemeinde einen Gebetsabend ab.

Die Gottesdienste  und Gebetszusammenkünfte könnten ein Anlass zum Läuten der Glocken sein. Aber heute, am Montag, befinden sich um 18 Uhr eine Gymnastikgruppe, gefolgt von ‚Frauen in Beruf und Ruhestand‘ um 18.30 sowie parallel dazu ‚Weddinger Klangfarben‘  in der Kirche. Das scheinen allesamt eher weltlich orientierte Veranstaltungen zu sein. Wohl kaum müssen dafür die Glocken in Bewegung gesetzt werden.

Damit sind wir der Lösung der Frage nach dem Sinn des lauten Läutens um 18 Uhr noch keinen Schritt näher gekommen. Bei Wikipedia gibt es unter dem Stichwort ‚Läuteordnung‘ einen Aufsatz zu dem Thema. Die Suchfunktion bringt mit der Eingabe ’18‘ keine Ergebnisse. Offenbar scheint diese Zahl, bzw. Uhrzeit, gemäß dem Text nicht in der Läuteordnung vorzukommen. Es bringt nichts, wir kommen so nicht weiter. Wir werden uns mit der Ostergemeinde in Verbindung setzen und mal nachfragen, ob das nicht ein bischen leiser geht.

12 Gedanken zu „Laute Kirchenglocken

  1. Ja das hab ich auch gehört. Aber ehrlich gesagt empfand ich das nervige Buschtrommeln am Samstag etwas störender…

  2. Glocken kann man doch in unterschiedlichen Lautstärken läuten. Wenn jemand aus der Gemeinde diesen Beitrag verfolgt, läßt man sich vielleicht erweichen, es leiser anzugehen. Ich meine, niemand braucht mehr die Kirchenglocken, um sich die Uhrzeit mitteilen zu lassen. Das Mordsgeläut ist schon sehr ruhestörend. lg Doro

  3. Ach naja, Sonntags morgens gehört Kirchengeläut schon dazu finde ich. Und da kann das auch ruhig richtig laut sein. haha
    Aber an anderen Tagen muss es nun nicht unbedingt sein…

  4. Das Geläut könnt ihr auch um 12 Uhr hören, wenn ihr tagsüber zuhause seid. Bei mir sind die Fenster dann auch ganz schnell zu, auch wenn es mich mittags weniger stört als abends.

  5. Die Beendigung der „Finanzkrise“ durch den eigentlichen Beginn der menschlichen Zivilisation (Natürliche Wirtschaftsordnung) ist keine Frage der Politik, sondern der Religion, weil nur religiöse Menschen (Untertanen) ihre (sinnfreie) Existenz – von einem (zwangsläufigen) Krieg bis zum nächsten – in einer kapitalistischen Marktwirtschaft (Zinsgeld-Ökonomie, zivilisatorisches Mittelalter) ertragen können. Denn sie wissen weder, wozu es Politik und Religion überhaupt gibt, noch können sie die Worte in den Klammern verstehen und wollen sie auch gar nicht erst verstehen.

    Oxly: Der Kommentar wurde gekürzt, weil er größtenteils gar keinen Bezug zum Artikel hatte, der sich mit Ruhestörung legitimiert durch religiöse Traditionen befaßt. Der Rest bezieht sich wenigstens auf das Thema Religion und mag hier stehenbleiben.

  6. Ich finde diesen Artikel relativ amüsant, denn ich verstehe das eigentliche Problem nicht wirklich. Die Osterkirche feierte – meines Wissens – vor ein paar Wochen ihr 100jähriges Bestehen und befindet sich somit seit 100 Jahren an diesem Platz. Dass Kirchenglocken des Öfteren läuten – besonders um 12 und 18 Uhr – war mir schon lange bekannt, da es ja nun wirklich nicht nur bei dieser Kirche so ist. Hört man einmal genau hin bemerkt man schnell, dass um 18 Uhr noch weitere Kirchenglocken in der Umgebung läuten. Wenn ich nun eine Wohnung beziehe in deren direktem Umkreis sich eine Kirche befindet, würde ich sogar davon ausgehen, dass ich ab und an die Glocken läuten höre. Anders wäre es wenn die Kirche erst nach dem Einzug erbaut wird, diesen Punkt können wir aber ausschließen, da wie schon erwähnt die Osterkirche seit 100 Jahren an diesem Platz steht. Weiß ich nun also, dass Kirchengeläut bei mir zu Kopfschmerzen führt oder mich aufregt, warum ziehe ich in das direkte Umfeld einer Kirche? Würde ich als jemand, der sich durch eine laute Geräuschkulissen gestört fühlt genau neben die S-Bahnschienen, einen Flughafen, eine Autobahn, ein Polizeirevier oder Ähnliches ziehen? Nein! Und warum? Weil ich davon ausgehe, dass es hier ab und an lauter werden könnte. Warum gehe ich bei einem Kirchturm dann davon aus, dass die Glocken darin nicht ab und an läuten? 12 und 18 Uhr sind nun Zeiten, die in meinen Augen lärmtechnisch zu vertreten sind. Besonders wenn die Glocken nicht ewig, sondern nur 5 Minuten läuten. Zusammenfassend regt man sich hier also über 10 Minuten von insgesamt 1440 Minuten an einem Tag auf. Das sind grade mal 0,7%. Hier fühlt man sich also bei seiner abendlichen Entspannung gestört, da 5 Minuten die Glocken läuten? Mein Tipp, wenn es wirklich unerträglich ist: um 18:05 auf den Balkon gehen, ab da ist es dann sicher leise und die abendliche Sonne scheint auch noch etwas.

    Des Weiteren finde ich es auf einer öffentlichen Diskussionsplattform in der heutigen Zeit um einiges bedenklicher, dass hier zensiert wird, als 10minütiges Glockengeläut. Dies Alles ist aber nur meine eigene, bescheidene Meinung.

  7. Naja, freuen wir uns dran so lange sie noch läuten. In zehn Jahren wird hier vermutlich nur noch der Muezzin zum Gebet rufen! 😐

  8. Offenbar läuten die Glocken immer häufiger. So empfinde ich das, seit ich diesen Artikel gelesen habe. So richtig gut finde ich den Krach auch nicht.

  9. Mitten im Formulieren eines Textes, der gelingen muss, fangen die Kirchenglocken an zu läuten. 12 Uhr mittags. „Lieber Gott im Himmel, laß diese Glocken endlich verstummen!“

  10. Oh ja! Schaltet sie bitte ab oder dämpft wenigstens den Sound. Es ist in Westeuropa doch völlig aus der Zeit, sich so überflüssig beschallen zu lassen. Da protestieren die Südberliner gegen Fluglärm und das Gebimmel der Kirchenglocken nehmen sie hin.

  11. Ich lebe hier mit Kind und kenne eine Menge anderer Familien mit Kindern hier im Umkreis. Es ist inzwischen für unsere Kinder eine feste Regel, dass sie nachhause kommen, wenn die Glocken läuten – ich finde das wunderbar und mag dazu noch Glockengeläut. Es ist jedenfalls eine viel bessere Lösung, als jedes kind mit einem Handy zu bestücken und in diesem dann die Weckfunktion zu aktivieren, oder?
    Fazit: Glockenläuten hat auch heute noch einen weltlichen Nutzen!

Kommentare sind geschlossen.

Nach oben scrollen