Mein VW Golf III Variant (Kombi) mit 1,6 l Motor und Automatik stammt aus dem Jahr 1996. In den vergangenen Jahren habe ich darüber nachgedacht, ihn zu ersetzen, weil einige Alterserscheinungen aufgetreten sind. Meist bewege ich mich in Berlin mit dem Auto oder der näheren ländlichen Umgebung. Dafür ist der alte VW Golf hervorragend geeignet. Alle zwei Jahre wird der Wagen in einer Werkstatt gründlich untersucht und mit Reparaturen durch den TÜV gebracht. Das ganze bewegt sich meist in einer Größenordnung um 300 €. Alle paar Jahre gibt es neue Reifen und Bremsbeläge, viel zu selten einen Ölwechsel. Inzwischen muss ich alle 2000 km eine Tasse Öl nachkippen.
Wenn etwas ausfiel, dann stets beim Elternhaus einige 100 km von meinem Wohnort entfernt. Hier musste der ADAC dreimal an dem Wagen Kleinigkeiten beheben.
Abgesehen davon hat mich dieses Auto nie im Stich gelassen. Okay, es kam vor, dass die Batterie leer war, weil ich das Licht angelassen hatte. In einer engen Parklücke, in der ich mich aus der nur teilweise zu öffnenden Fahrertür aus dem Auto winden musste, ertönte nicht das Warnzeichen. Das kann man dem Auto nicht anlasten.
Volkswagen in der Krise – Bashing durch die Medien
Nach diversen Autos von Nissan, Opel und VW weiß ich, dass Volkswagen gute und solide Autos baut. Umso mehr verwundert es mich, dass die deutschen Medien über dieses Unternehmen herfallen, welches bedeutende Arbeitsplätze Deutschlands stellt und ein wichtiger Baustein unserer Exportwirtschaft ist. Manchmal frage ich mich, ob die betreffenden Journalisten zu dämlich sind, um das zu kapieren.
Worum geht es eigentlich? Es geht um die Nichteinhaltung von niedrigen Abgaswerten, die gesetzlich vorgegeben werden.
Verbrennungsmotoren sind Verbrennungsmotoren. Sie heißen so, weil sie Treibstoff verbrennen, um den Antrieb zu erzeugen. Dabei entstehen Hitze und Abgase. Diese sind unabänderliche Eigenschaften solcher Motoren. Nehmen wir mal an, dass ein Auto pro Monat 60 l Sprit verbraucht. Das sind pro Jahr 720 l. In zehn Jahren 7200 Liter. Einen VW Golf kann man rund 15 Jahre fahren. Bei dem angenommenen Verbrauch verbrennt er in der Zeit 10.800 Liter. Bei einem Pendler, der täglich längere Strecken zwischen dem Arbeitsplatz und seinem Zuhause zurücklegt, kommt ein weitaus höherer Verbrauch zustande. Gehen wir mal davon aus, dass ein VW Golf im Laufe seiner Existenz über 10 m³ Benzin oder Diesel verbrennt, kann man dabei erwarten, dass eine Abgasanlage den Ausstoß von Verbrennungsrückständen so effizient behindert, dass so gut wie nichts herauskommt? Natürlich nicht und das wissen alle Motorentechniker. Das wissen auch alle Fachleute beim TÜV oder bei der Dekra und das wissen auch die zuständigen Ministerien.
Aus TÜV-Kreisen erfuhren wir, dass es in Deutschland nur drei Anlagen geben soll, die echte Abgasanalysen durchführen können. Stimmt das? Wir wissen es nicht. Falls es stimmt, muss man sich fragen, was in den Abgasuntersuchungen gemessen wird. Auf jeden Fall ist es merkwürdig, dass es in diesem Jahr zum großen VW-Skandal kam, weil die betreffenden Fahrzeuge teilweise seit mehreren Jahren auf dem Markt sind. Kann man dies tatsächlich einem Automobilkonzern anlasten? Sind die Prüfstellen für neue Fahrzeuge so schlecht ausgestattet und ist ihr Personal dermaßen inkompetent, dass ein Automobilhersteller alle an der Nase herum führen kann?
Das ist kaum zu glauben und deswegen stellt sich die Frage, warum gerade jetzt dieses Thema so hoch kocht und warum die deutschen Medien geschlossen am Bashing gegen eines unserer führenden Wirtschaftsbetriebe einstimmen.
Automobilkrise um neuen Diesel zu pushen?
Kann es sein, dass die Antwort in der Treibstoffindustrie zu suchen ist? Befassen wir uns mal mit dem Kraftstoff Diesel. Er wird aus Mineralöl produziert und ihm wird ein Anteil Biodiesel beigemischt, der aus pflanzlichen und tierischen Rohstoffen hergestellt wird. Diesel besteht aus Kohlenwasserstoffen. Das sind Moleküle, die wie Tausendfüßler aussehen und unterschiedlich lang sind. Einige davon sind nicht nur Stränge, sondern schließen sich zu Kreisen, den sogenannten Aromaten.
Das finnische Unternehmen Neste Oil hat einen alternativen synthetischen Diesel entwickelt. Er heißt NEXBTL und wird aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen. Umweltschützer beobachten dies kritisch, weil zur Produktion der Rohstoffe große Monokulturen, beispielsweise zum Anbau von Palmen entstehen und dafür große Flächen Regenwald gerodet wurden.
NEXBTL unterscheidet sich erheblich vom normalen Biodiesel (chemisch Fettsäuremethylester – FAME). NEXBTL ist erheblich umweltfreundlicher, weil er weniger Abgase produziert und bei Kälte keine Zusatzstoffe benötigt. Während normaler Diesel der Wassergefährdungsstufe 2 zugeordnet wird, wird NEXBTL ’nur‘ als 1 eingestuft und ist somit ungiftiger. Als Rohstoff für seine Produktion kommen auch Algen infrage. Im Jahr 2013 wies ein brasilianisches Unternehmen nach, dass man mit einer innovativen Technik die zehnfache Menge Algen produzieren kann, die man bis dahin mit dem gleichen Aufwand züchten konnte. Dabei werden CO2 haltige warme Abgase aus der Industrie in die Algentanks geleitet. Das CO2 wird teilweise während dieses Prozesses verbraucht und die Wärme fördert das Wachstum der Algen. Man kann Algen schneller produzieren als Palmen wachsen. Bei der Produktion von Diesel aus Algen entstehen als Abfallprodukte Stoffe, die man in Tierzucht verfüttern kann. Es ist fast zu schön, um wahr zu sein. Der CO2 Ausstoß, der beim Verbrennen des Kraftstoffs entsteht, wird durch die Produktion der Algen beseitigt und die Abfallprodukte sind sinnvoll verwertbar. Stehen wir vor einer Revolution in der Produktion von Treibstoffen?
Neste Oil hat riesige neue Raffinerien in Singapur und Rotterdam aufgebaut. In einigen nordeuropäischen Ländern wird bereits seit einigen Jahren eine Mischung aus Diesel aus Erdöl und NEXBTL verkauft, der durch seine Kältefestigkeit Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Diesel hat. NEXBTL ist ein Diesel aus sehr ähnlichen Kohlenwasserstoffmolekülen und enthält so gut wie keine Aromaten. Sehr vereinfacht gesagt ist NEXBTL ein reiner Diesel mit hoher Stabilität und einem erheblich geringeren Anteil von der gewünschten Norm abweichender Stoffe. Er ist zündwilliger und verbrennt somit besser. Aber er hat auch eine reinigende Wirkung und löst Ablagerungen auf. Bei Treibstoffsystemen, in denen es Ablagerungen gibt, kann dies zu Problemen führen. Auch wusste man nicht, ob die Dichtungen der Motoren kompatibel sind mit dem neuen Diesel. Bei alten Motoren kann es in Einzelfällen zu kommen, dass die Dichtungen ausgetauscht werden müssen. Die Testphase für NEXBTL kann man als abgeschlossen betrachten. Inzwischen haben mehrere Motorhersteller eine Freigabe für NEXBTL erteilt.
Versuchen wir die Bedeutung dieser Technologie zu erfassen. Wir wissen, dass die Menschheit einen Großteil der verfügbaren Erdölvorräte aufgebraucht hat. Die Panne BPs durch den Ölaustritt aus einem viele Tage nicht zu verschließendem Leck einer Tiefseebohrung im Golf von Mexiko mit schweren Umweltschäden sowie moderne, aber giftige Verfahren wie Fracking weisen auf die Grenzen der Erdölförderung hin. Wir benötigen dringend alternative Energiequellen.
Kann es sein, dass die Krise bei VW künstlich hochgekocht wurde, um den synthetischen NEXBTL Diesel aus nachwachsenden Rohstoffen zu pushen? Wird damit ein massives Förderprogramm für Algenfarmen initiiert?
Wie auch immer. Mein nächstes Auto wird wieder ein VW sein. Irgendein gut erhaltener gebrauchter VW Golf oder VW Passat. Am besten ein sparsamer Diesel, der mit NEXBTL betankt wird. Noch sind die Tankstellen, die ihn anbieten in Deutschland an einer Hand abzählen, aber das wird sich ändern.
Auf meinen VW Passat lasse ich auch nichts kommen. Die Karre läuft zuverlässig.
Vom neuen Diesel wußte ich noch nichts. Der Blickwinkel war mir neu. Danke für den Hinweis.