Fototermin mit den Kranichen im Rhinluch

Herbst. In Brandenburg  sammeln sich die Zugvögel, um vor dem Rückflug in den Süden kräftig zu futtern und zu rasten. Ich möchte sie gerne mit langer Brennweite fotografieren, doch das Wetter ist seit Tagen schlecht.

Donnerstag. Der bleigraue Himmel und der Blick durch das Fenster auf das Außenthermometer lassen mich schon im geheizten Zimmer frösteln. Aber der Wetterbericht verheißt seit Montag für den heutigen Donnerstag mehrere Stunden Sonnenschein. Er ist deshalb für eine Fahrt in die Linumer Gegend eingeplant. Der Morgen bricht an und der Himmel wirkt immer noch wie eine graue Bleiplatte kurz vor dem Absturz. Um 9 Uhr werden draußen 5° angezeigt. Egal. Die Winterklamotten liegen seit gestern bereit, lange Unterhosen, dicke Wollsocken, mehrere Langarm Shirts, eine dicke Fleecejacke, die Pudelmütze und die Winterjacke. Ein ungewohntes Feeling, da man noch vor wenigen Tagen im T-Shirt und kurzer Hose herumlief.

Fuchs im Rhinluch. Zu weit weg für ein gutes Foto.
Fuchs im Rhinluch. Zu weit weg für ein scharfes Foto.

Ein Waschkorb voller Fototechnik wird zum Wagen herunter geschleppt, in dem bereits die Stative liegen. Es geht los. Raus aus Berlin durch Hennigsdorf in Richtung Kremmen. Die Wolken reissen nicht auf. Ab Eichstädt kann man auf mehreren Feldern Kraniche sehen. Sie tuen sich an den bei der Ernte heruntergefallenen Körner gütlich und erscheinen im nieselig trüben Licht als graue Elemente in einer kontrastlosen, dunkelgrünen schmuddeligen Umgebung. Beim Stopp an einer Landstraße kommt es zum ersten Versuch, sie mit einem superben Spektiv (Kowa Prominar TSN 883) und einem Pentax K-3 Gehäuse aufzunehmen. An kurze Belichtungszeiten ist nicht zu denken. So wird das nichts.

Kraniche. Kontrastloses Grau in Grau im trüben Wetter
Kraniche. Kontrastloses Grau in Grau im trüben Wetter

Einige Kilometer weiter auf den riesigen Feuchtwiesen des Rhinluchs, einer platten Ebene, die es locker mit der flachen ostfriesischen Landschaft aufnehmen kann, sind entfernt zahlreiche Rehe und Hirsche zu erkennen, jedoch außerhalb einer sinnvollen fotografischen Reichweite, vor allem bei den trüben Lichtbedingungen, die hier nichts Erfreuliches möglich machen.

Doch ein Fuchs, bereits im dichten Winterpelz, erkundet aufmerksam eine Wiese auf der Suche nach Mäusen. Witternd und mit spitzen Ohren schleicht er vorsichtig umher, um manchmal mit einem Satz nach oben zu springen und beim Herabstürzen die vorderen Läufe kräftig in die Erde zu stoßen. Auch er ist weit weg, jedoch noch nah genug, um zu sehen, ob nicht doch ein brauchbares Foto zustande kommt. Inzwischen frischt der Wind stark auf, drückt die nasse Kälte in die Kleidung und zerrt am Stativ mit der Kamera. Durch den fiesen kalten Wind tränen die Augen. Dann eben nicht.

Also fahre ich in den Ort Linum, um mal zu gucken, was bei den Teichen los ist. Eigentlich möchte ich in die dortige Fischerhütte, ein Restaurant, um mich aufzuwärmen. In Linum ist allerhand los. Trotz des miesen Wetters ist die Straße gesäumt von den Autos der angereisten Vogelbeobachter. Sie irren im Ort umher, offenbar nicht wissend, dass dort im Frühjahr zahlreiche Störche nisten, die man gut beobachten konnte. Aber die Kraniche befinden sich auf den Feldern in der Umgebung und nicht in Linum.

Bei den Teichen sind nahezu alle Parkplätze belegt und zahlreiche frierende Menschen treiben sich dort herum. Die zahlreichen Gänsen und Schwäne kann man am besten auf dem Teich bei der Fischerhütte beobachten, doch dies ist kaum jemanden bekannt. So umrunden die Besucher die Teiche zu einer vergeblichen Suche nach den Zugvögeln. Den Weg erspare ich mir in der Kälte.

Fischerhütte geschlossen. Vergebliche Hoffnung auf ein warmes Getränk
Fischerhütte geschlossen. Vergebliche Hoffnung auf ein warmes Getränk

Klar ist, dass hier so etwas wie ein Notstand besteht. Die frierenden Leute brauchen etwas Warmes zu trinken und eine Mahlzeit. Mir schwebt ein warmer Apfelstrudel mit Rosinen, Zimt und Vanillesauce vor, gerne noch mit etwas Sahne. Dazu eine Kaffee/Kakaospezialität ebenfalls mit Sahne, um mich aufzuwärmen. Doch der lokale Monopolist für solche Sachen nimmt die Gelegenheit nicht wahr. Die Fischerhütte wirkt finster, einige Fenster sind verrammelt und vor dem Eingang liegt ein schwarzer Hund. Innen brennt keine Lampe und auch die bunte Lichterkette ist ausgeschaltet. Sonst hätte sie die unterkühlten Besucher scharenweise angelockt. Aber so erscheint die Fischerhütte wie eine finstere Location in einem Stephen King Film, trostlos und bar jeder Hoffnung.

Kürbisse in Rixmanns Hofladen
Kürbisse in Rixmanns Hofladen

Zurück in den Ort. Wenigstens etwas Gutes möchte ich mitnehmen und erstehe in Rixmanns Hofladen zwei Hokkaido Kürbisse, um daraus eine Suppe zu kochen. Der Hof ist vollgestellt mit Kiepen, in denen zahlreiche unterschiedliche Kürbissorten liegen. So interessant sie alle auch aussehen, ist der Hokkaido für Schnellkocher die beste Wahl, weil man ihn nicht schälen muss. Es reicht, die Kerne herauszunehmen und alles andere wird während des Kochens püriert.

Im Ort irren noch immer etliche Leute mit gezückten Kameras umher, auf der Suche nach den Kranichen, die nicht dort sind. Ersatzweise wird die Kirche im trüben Licht fotografiert. Keiner guckt begeistert.

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