Zuverlässigen Quellen aus Tierbeobachterkreisen zufolge, soll in Berlin eine Kröte gesichtet worden sein, die zur Musik des Radiosenders Paradiso gewagte Tänzchen hinlegt und den Schluss eines Songs mit einem lauten ‚Quak‘ quittiert. In bester Discomanier wird auf den Hinterbeinen gehüpft und die ‚Vorderpfoten‘ über dem Kopf geschwungen. Nach Angaben ihrer menschlichen Mitbewohner wurde sie nach einem Ausflug in die ländliche Umgebung neben einem Pflanzenkübel im heimischen Wohnzimmer entdeckt. Der darunterstehende Teller mit etwas Wasser aus dem Pfanzentopf hatte es ihr angetan. Wohin mit dem Tier, dachten sich die Leute. Raus auf den Bürgersteig oder in den Berlin-Spandauer-Schiffahrtskanal? Korrekt erschien ihnen das nicht. Beim nächsten Ausflug sollte sie wieder mit, um irgendwo ausgesetzt zu werden. Bis dahin wurde ihr eine mit täglich frischem Wasser befüllte große Schale aus einem Fotolabor neben ihre Pflanze gestellt, in deren Mitte ein faustgroßer Stein liegt. Die Kröte scheint sich darin wohl zu fühlen und keinen Mangel an Futter zu haben.
Bei ihren Erkundungen des Zimmers und des Balkons begibt sie sich gerne zu einer ausgeleierten senffarbenen Wollsocke, in die sich verkriecht oder drauf legt. Ihre Tanzversuche begannen wenige Tage nach ihrem Zuzug in die Berliner Wohnung. Den Bewohnern fiel auf, dass ‚ihre‘ Kröte sichtbar auf Musik reagierte. Insbesonders auf den seichten Mix von Radio Paradiso. Sie hüpfte in die Nähe eines Lautsprechers oder auf ihren Stein in der Wasserschale, um zu tanzen. Eigentlich sollte sie längst wieder in ‚Freiheit‘ sein. Bei einer Landpartie wurde sie neben das parkende Auto ins Gras gesetzt. Der nächste Schilfgürtel war keinen Meter von der Vorderseite des Autos entfernt. Sie saß lange regungslos (oder fassungslos) im Gras und hüpfte dann in Richtung Schilf. ‚Viel Glück‘, dachten ihre Wirte und machten sich auf zu einer längeren Wanderung. Bei der Rückkehr zu ihrem Auto wollten sie ihren Augen nicht trauen. Die Kröte saß seelenruhig neben der Beifahrertür. Die Frau ging neben ihr in die Hocke und legte ihre ausgestreckte Hand neben die Kröte. Nach einem kurzen Augenblick hüpfte diese darauf, blies ihre Backen auf, machte ‚Quak‘ und dachte gar nicht daran, herunterzuspringen. So kam sie wieder mit.
9. 3. 2010 – Kommentar von Steffi Fiedler: „Das ist ja ein lustiges Haustier. Ich überlege derzeit auch mir ein Tier zuzulegen. Kann ich die tanzwütige Kröte einmal besichtigen? Mag sie Besucher und Zuschauer ihrer Tanzkunst?“
10 .3. 2010 Kommentar von Ollie: „Zuerst dachte ich, Tierquälerei. Aber wenn die Kröte sich dabei wohlfühlt, warum nicht? Da sie nicht hungert, muss es in dem Raum Fliegen oder Mücken geben. Auch ‘ne Methode, dagegen vorzugehen.“
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Die Identität der tanzenden Kröte
26. 5. 2010
Zu den ungelösten Fragen über diesen Blog gehört die Identität der tanzenden Kröte. Aufmerksamen Lesern ist sie mehrmals aufgefallen.
Zunächst führte sie ein völlig normales Krötenleben in/an einem See an der Grenze von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Mit der Zeit entwickelte die Kröte artuntypische Fähigkeiten und Angewohnheiten. So hörte sie gerne Musik von Elvis Presley, die gelegentlich aus einem nahegelegenen Ferienhaus herüberklang. Bei „In the Ghetto“ wurde sie melancholisch während „You’re the Devil in Disguise“ sie zappelig werden ließ. Die anderen Kröten verstanden absolut nichts von ihrem Gequake über den King of Rock ’n’ Roll. Das Thema war für die übrigen Bewohner des feuchten Schilfgürtels, die lediglich „Quack“ in verschiedenen Variationen ohne einen komplizierten Sinn von sich gaben, doch sehr weit hergeholt.
Mit zunehmenden Alter hockte die Kröte tagsüber gerne auf einem runden Stein, der wenige Zentimeter aus dem Wasser des Dreetzsees bei Carwitz herausragte. Der helle glatte Stein war ihr Lieblingsplatz. Sie hielt sich darauf auf, um sich zu wärmen, zu dösen und angeregte Selbstgespräche zu führen. Mitunter plätscherte eine Welle über den Stein hinweg und machte ihn zu einem perfekten Aufenthaltsort für eine Kröte, die keine Angst vor garstigen Raubvögeln auf der Suche nach Beute hatte. Vielleicht waren ihre Auffälligkeit und ihr selbstbewußtes lautes Gequake in Richtung der gelegentlich sich über ihr am Himmel bewegenden Vögel ihr bester Schutz. Man konnte meinen, dass sie bei ihren gequakten Monologen eine Vorderpfote zur Faust ballte und nach oben reckte. Das mußte den Eindruck der Ungenießbarkeit hervorgerufen haben. Die anderen Kröten fanden das sehr merkwürdig und hielten respektvoll Abstand.
Eines Tages ruderten eine Frau und ein Mann an dem Stein vorbei. Die Kröte, der Ruderboote grundsätzlich nicht fremd waren, empfand spontan eine tiefe Zuneigung zu der Ruderin, so wie Kinder auf einen niedlichen Welpen reagierten und ihn unbedingt als Haustier behalten wollten. Die Kröte lauschte dem Plätschern der sich entfernenden Ruder und sank enttäuscht über die immer größer werdende Entfernung nieder, streckte sich lang aus und ließ dicke Tränen aus ihren Augen kullern. Sie war so unglücklich wie die Kinder, die keine Erlaubnis erhielten, den Welpen zu behalten oder wie Dagobert Duck wenn er eine Münze verlor. Gerne hätte die Kröte ihren Stein gegen einen Platz in dem Boot getauscht. Unbewußt versuchte sie den Namen der Frau zu quaken, den der Begleiter ausgesprochen hatte. Ein klägliches ‚Tinak‘, das die Frau niemals als ihren Namen erkannt hätte, entrang sich der Kröte. Fast erstickend in den eigenen Tränen erklang es immer wieder. Die Kröte lag flach wie eine Flunder auf dem Stein.
Das sah ein Kuckuck, der ebenfalls Kummer hatte. Die Kröte tat ihm leid und schien ihm der rechte Leidensgenosse zu sein, denn auch der Kuckuck sehnte sich nach Gesellschaft. Er flog von seinem Lieblingsplatz in einem Baumwipfel herunter zur Kröte und ließ sich neben ihr nieder. Sie nahm den großen Vogel wahr, ließ sich jedoch nicht bei ihrem Selbstmitleid stören und dachte nur ganz beiläufig, dass sie nun doch aufgefressen werden würde. Das machte ihr in ihrem Kummer nichts aus. Dicke Tränen kullerten. „Kuckuck Kröte“, sagte der Kuckuck besorgt und stupste sie mit seinem Schnabel an. Erneut kamen Tränen. Der Kuckuck dachte, die Kröte läuft aus, wenn das so weiterging. Er mußte etwas unternehmen. Mit seinem Schnabel griff er den Nacken der Kröte und warf sie sich auf seinen Rücken. „Aua! Quack!“ quakte diese und klammerte sich erstaunt am Hals des Kuckucks fest. Der Kuckuck hob ab und zog bald darauf Kreise über dem Ruderboot. Die Kröte hörte auf zu weinen, sah hinunter und quakte aufgeregt. Mit Hilfe des Kuckucks konnte der Weg des Ruderbootes verfolgt werden. Am Ende der Kahnpartie wurde es in einem Bootshaus im Schilf festgemacht. Die Frau und der Mann gingen zu einer Holzhütte, vor der sich eine überdachte Veranda befand. Darauf standen eine Bank, ein Tisch und zwei Stühle. Von einem nahegelegenen Baum beobachteten der Kuckuck und die Kröte das Geschehen bei der Hütte. Das kam ihnen gar nicht seltsam vor, obwohl es selten vorkam, dass eine Kröte mit einem Kuckuck Freundschaft schloss.
Die Nacht brach an und die Hüttenbewohner gingen zu Bett. Die Kröte wollte unbedingt auf dem Tisch auf der Veranda sitzen und hören, was hinter dem geöffneten Fenter vor sich ging. Dem Kuckuck erschien das gewagt, doch flog er hin und sie saßen atemlos lauschend in der Dunkelheit auf der geblümten Plastikdecke des Tisches. Der Kröte entfuhr ein lautes ‚Quak“ worauf der Kuckuck erschrocken „Kuckuck“ rief, kurz abhob und beinahe gegen die Verandadecke stieß, bevor er wieder neben der Kröte landete. Aus dem Zimmer erklang Gelächter und jemand sagte „Kuckuck“. Die Frau sagte ‚Quak‘, was die Kröte entzückte.
28. 5. 2010. Kommentar von neuhaus: „Da habe ich doch gestern im Mecklenburgischen Feldberg, direkt als ich in der späten Nacht die kleine Schankwirtschaft verließ, einen Dachs Richtung Haussee rüberhuschen sehen. Er könnte Fridolin geheißen haben.“
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Krötenträume: Die Erde ist doch eine Scheibe!
Die Vorstellung, dass die Erde kugelförmig sei, erleidet einen enormen Rückschlag. Prof. Tinnack Kröte (46) von der Aussteigerwald-Universität behauptet, dass die Erde flach ist und wir nur durch die tradierte gehirnwäscheartige Verbreitung von sogenannten Fakten und Fotos denken, dass die Erde eine Kugel wäre. Niemand kann einem Kind überzeugend erklären, wie es möglich sei, dass die Menschen auf der anderen Erdkugelseite auf dem Kopf stehen und nicht von der Erde fallen. Erst allmählich nimmt der Heranwachsende diese Vorstellung an und verbreitet sie weiter, um keine schlechten Schulnoten zu bekommen. Ungereimtheiten werden mit einer mysteriösen Schwerkraft erklärt. Warum diese der Grund dafür sein soll, dass die Leute ‚oben‘ auf der Kugel nach unten gezogen werden und die auf der unteren Seite nicht nach unten fallen, wird mit nebulösen Theorien über unterschiedliche Richtungen von unten nach oben (v)erklärt.
Die Definitionen für Kugel und Fläche beruhen auf simplen Modellen zur Anschaulichkeit, die es Wissenschaftlern vor Jahrhunderten, in denen nur wenige Bürger Zugang zu einem Bildungssystem hatten, ermöglichten, ihnen dazu Erklärungen zu liefern. Schiffe, die je weiter sie weg sind, nur noch an ihren Masten bzw. Mastspitzen zu erkennen sind, sollen der Beweis dafür sein, dass sie hinter einer Kugel verschwinden. Das ist Unsinn und man sagt das nur, weil bis heute niemand wirklich weiß, warum die Schiffe scheinbar unter dem Horizont versinken. Aber das Meer ist niemals spiegelglatt und es gibt immer Wellen. Je weiter ein Schiff weg ist, desto kleiner wird es aus der Sicht eines Betrachters. Logischerweise ist es irgendwann so klein, dass die Wellen in der Nähe des Betrachters in Relation zu dem dahinter sichtbaren Schiff höher sind und es nicht oder nur teilweise sichtbar ist. Das gilt auch bei Betrachtung eines Schiffes von einer höheren Position aus. Die Tatsache, dass ein Schiff am ‚Horizont‘ von einer höheren Position aus länger sichbar ist als vom Strand, belegt den Sachverhalt. Genausogut könnte man an nebligen Tagen behaupten, die Erde sei dort zuende, wo ein Schiff durch den Nebel unsichtbar wird.
Warum wundert sich kaum jemand darüber, dass wir vom Mond, der auch eine rotierende Kugel sein soll, immer nur eine Seite sehen, fragt Krötes Kollege Prof. Thomas Kuckuck (54). Es kann keine so exakte Übereinstimmung der angeblichen eigenen Umdrehungszeit des Mondes und seiner Umlaufzeit um die Erde geben, dass wir immer dieselbe ‚Kugelseite‘ sehen aber niemals die Rückseite. Auch bleibt unbeantwortet, warum die Einschläge von Meteroiten, die angeblich für die vielen Mondkrater verantwortlich sein sollen, und der Aufprall der Mondlandekapseln dieses Übereinstimmung nicht außer Kraft setzen. Hier glauben viele etwas, was einfach nur hartnäckig weitererzählt wird, aber gar nicht stimmen kann.
In einem Versuch mit Studenten der Farsight Universitiy und dem Philosophen Wusel Käuzchen (39) wies T. Kuckuck nach, dass junge Erwachsene die Vorstellung von einer flachen Erde gar nicht mehr akzeptieren können. Für sie ist diese Vorstellung so verstörend und traumatisierend, wie es die Idee der Erde als Kugel für Menschen im 15. und 16. Jahrhundert war. Von einer Unvoreigenommenheit könne keine Rede sein, meinen die Wissenschaftler. Orientierungshilfen wie Google Earth trügen dazu bei, die falsche Vorstellung, dass die Erde eine Kugel sei, immer fester im Bewußtsein der Menschen zu verankern.
11. 10. 2011 – Kommentar von Fröschlein: „Die Medien lügen; wir wissen das. Licht wird gekrümmmt, bzw. gebrochen. Auch das ist bekannt. Wenn die Lichtkrümmung dazu führt, dass wir am Horizont ein ‘Weltende’ sehen, ist die Erde sicherlich flach. Mottet euren Globus ein. Der ist eine Kugel. Was für ein Quatsch! Ich habe sowieso nie geglaubt, dass die in Australien von uns aus gesehen auf dem Kopf stehen. Die Erde als Kugel? Gehirnwäsche pur!“
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Die tanzende Kröte im Fussballfieber. Tooooor, Tooooor!
24. 6. 2010
Das Gemurmel der Kröte weckte mich. Unruhig bewegte sie sich unter ihrem Kissen, quakte gelegentlich, rief immer wieder „Tooor“ und versuchte, eine Vuvuzela Tröte zu imitieren. Das Zittern und Bibbern während der Partie Ghana gegen Deutschland hatte bei ihr noch nicht nachgelassen. Sie hörte sich, trotz des über ihr liegenden Kissens, schlimmer an als ein Schilfgürtel voller quakender Kröten. Das konnte nicht die ganze Nacht so weitergehen! Vorsichtig zog ich sie mitsamt ihrer schwarz-rot-gold vermierten Socke, in der sie steckte, hervor, um sie in den Wäschekorb im Nachbarzimmer zu legen. Darin lag ein Sitzkissen, auf das ein Fussballfeld gedruckt war. Wir hatten es ihr auf ihr drängendes Quaken hin in einem Ramschladen für einen Euro gekauft. Beim Beobachten der Spiele auf ihrem alten Laptop im ARD- oder ZDF-Live-Stream befand sie sich stets auf diesem Kissen und spielte mit. Der Kuckuck und das Käuzchen, ihre Freunde, saßen derweil auf dem oberen Regalbrett und dachten, die Kröte hatte nicht alle Tassen im Schrank. Wenn jemand nach Meinung der Kröte foulte, was in der Regel bedeutete, dass die gegenerische Mannschaft oder zumindest die, die sie dafür hielt, in den Ballbesitz kam, hielt die Kröte empört ein kleines rotes Stück Papier nach oben und war maßlos empört über die Tatsache, dass niemand Notiz davon nahm, und die Spieler in Südafrika einfach weitermachten. Unglaublich!
Sicherheitshalber legte ich ihr einen kleinen Flummi und eine Trillerpfeife dazu, der sie glücklicherweise keine Töne entlocken konnte. Ihre im Halbschalf unternommenen Versuche „Quak“ und „Tor“ gleichzeitig von sich zu geben, waren schon lästig genug. Daher schloss ich die Tür hinter mir, um nicht länger von ihrem Treiben gestört zu werden. Der Kuckuck und das Käuzchen blinzelten dankbar herüber. Auch sie hatten wegen der Kröte keine Ruhe finden können. Sicherheitshalber nahmen wir uns vor, sie heute ‚Mesut‘ zu nennen. Das würde ihr sicherlich gefallen.
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Die Kroete in der Socke reist nach Carwitz und trinkt Bier.
27. 6. 2010. Die Kröte, ansässig in Berlin, reist nach Carwitz, einem Kurort in der Feldberger Seenlandschaft. Sie döst tief in ihrer Socke in einer Seitentasche der Fototasche. Hinter Lychen wird sie wach und unruhig. Sie spürt, dass ihre alte Heimat näher kommt und öffnet den Reissverschluss der Fototasche, um rauszuschauen. Mit den rasch vorbeiziehenden Feldern mit roten Mohnblüten kann sie nichts anfangen aber die gelegentlich sichtbaren Seen mit ihren Schilfgürteln lassen ihr kleines Herz schneller klopfen. Hoffentlich verschmiert sie mir mit ihren strampelnden Hinterpfoten nicht die Frontlinsen der Objektive. Vielleicht sollte ich der Kröte einen Tropfen Baldrian geben. Sie lenkt mit ihrem aufgeregtem Getue und Gequake sehr vom Fahren ab. Es fehlt nur noch, dass sie aufs Lenkrad hüpft.
Am Zielort angekommen, drängt die Kröte auf eine Bootspartie. Sie möchte runter zum Wasser. Na gut, dann muss das Auspacken warten. Ich schiebe das Ruderboot aus dem Bootshaus, das eher eine niedrige spitze Überdachung ist. Mit einem Ruder stehe ich auf dem Schwimmkörper im Bug und bewege das Boot wie eine Gondel durch den schmalen Kanal im Schilf. Im Wasser brodelt das Leben. Fische aller Größen sind sichtbar. Ein kleiner Hecht, lang und gestreift, steht unbeweglich herum. Wie er seine Position hält, ist mir unbegreiflich. Die ins Wasser tauchenden Ruder stören ihn nicht. Barsche und Friedfische sowie Schulen aus ganz kleinen Fischen tummeln sich hier.
Im etwas breiteren Wasserweg zwischen dem Carwitzer See und dem Dreetzsee angekommen, werden die Ruder in die Dollen gehängt und dann geht es mit kräftigen Ruderschlägen los. Mandarinenenten, Blässhühner und Haubentaucher mit Küken begegnen uns. Ein Kuckuck ruft unermüdlich.
Der Krötenstein taucht auf. Nur eine schmale Spitze ragt aus dem Wasser. Die Kröte drückt sich aus ihrer Socke und springt mit einem Satz über den Bootsrand. Man spürt förmlich, dass ihr diese Reise gut tut. Sie hüpft auf ihren Stein und quakt befriedigt! Natürlich möchte sie, dass ich dableibe und muss ihr mehrmals versichern, dass ich sie später abhole bevor ich weiterrudern darf. Der Kuckuck und das Käuzchen werden nicht weit weg sein und die Kröte im Auge behalten. Nach ihrem monatelangen faulen Gelümmel in ihrer Socke zwischen weichen Kissen könnte sie bei einer Auseinandersetzung mit einem sportlichen Rivalen den Kürzeren ziehen, doch die Anwesenheit des Kuckucks, der sofort ihre Partei ergreifen würde, scheinen auch die anderen im Schilfgürtel zu spüren und überlassen ihr den privilegierten Platz anstandslos. Jedoch hallt ein ungläubiges Quaken durch das Schilf als unsere Kröte das alte Freddie Quinn Lied „Junge, komm bald wieder!“ anstimmt und mit Krötenkraft, ohne sich zu verhaspeln, zuende singt. Das war wirklich außergewöhnlich! Gelegentlich plätschert Wasser über die Kröte. Schade, dass sie nicht in ihrer Socke hier liegen kann, den die ist leider sehr kalt, wenn sie nass ist.
Zwei Stunden später hole ich sie wieder ab. Erfreut hüpft sie ins Boot, denn ihr ist langweilig geworden. Nur so auf einem Stein herumhocken, kann sie nur kurze Zeit zufriedenstellen, auch wenn sie hoch erfreut ist, mal wieder in Carwitz zu sein und das Rascheln des Windes und die Geräusche ihrer Artgenossen im Schilf zu hören. Aber jetzt möchte sie unbedingt das Fussballspiel England gegen Deutschland sehen und hofft, dass die Deutschen ihren Rivalen haushoch schlagen. Vor allem gefallen ihr die Sprüche von Günter Netzer, der so schöne Sätze sagt: „Der rechte Fuss ist nicht sein Fuss.“ Wenn die Kröte einen Germanistikpreis zu vergeben hätte, ginge er an Günter Netzer. Zurück an Bord wälzt sie sich erstmal auf einem Frottehandtuch trocken und schlüpft in ihre Socke. Es gelingt ihr, damit in die Fototasche zurückzuhüpfen, damit sie nachher bequem vom Bootshaus zur Hütte getragen wird. Den langen Weg durch den Garten hochzuhüpfen, wäre ihr zu mühselig.
Pünktlich zum Beginn des Spiels wird die Kröte zappelig. Sie möchte ein Bier haben. Ich gieße ihr den Plastikdeckel von meiner Bierflasche halb voll und stelle ihn auf den Tisch. Die Kröte schnuppert selig daran, schlabbert ein wenig mit ihrer Zunge in dem Trunk und widmet sich dem Spiel. Ihre anhaltenden Kommentare zu jedem Spielzug übertönen fast den Lautsprecher des Fernsehers, sodass ich mir einen Kopfhörer aufsetze. Beim 1:0 für Deutschland hüpft die Kröte fast vom Tisch. Das 2:0 wird gelassener wahrgenommen. Doch da kontern die Briten mit einem 2:1. Das passt der Kröte gar nicht. Als kurz danach ein weiterer Schuss der Engländer auf das deutsche Tor fällt, springt die Kröte an den Bildschirm und hält ihre Pfoten vor die Augen des hinteren Linienrichters, dem tatsächlich entgeht, dass der Ball reingeht. Unglaublich! Die Kröte quakt befriedigt und ist vollkommen überzeugt davon, dass ihre Aktion die Anerkennung des englischen Tors verhindert hat. Mein Einwand, dass das nicht in Ordnung war, weist sie mit einer Geste ihrer linken Vorderpfote zurück. Die Halbzeit mit Günter Netzer amüsiert die Kröte prächtig. Ohne dass sie es merkt, gieße ich ihr Bier weg und fülle kalten Tee mit Honig in ihren Plastikdeckel. Auch davon wird sie high.
15. 9. 2010. Kommentar von himmelblau 88: „Wo kann man dort bier trinken , mit der kröte tanzen und übernachten?“
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Die tanzende Kröte zu den jüngsten Pressemeldungen
27. 6. 2010
Duisburg, Afghanistan, Drogendealer …. Die Kröte seufzte angesichts der Schreckensmeldungen in den Medien. Gibt es denn gar keine guten Nachrichten? Benzin wird teurer. Die Mieten steigen. Ach, weh! Am liebsten würde sie jeden Autoren dazu verpflichten, pro negative Meldung zehn positive veröffentlichen zu müssen.
Danach griff sie zu ihrem Exemplar von Herr der Ringe, um nochmals Bodo Freutlins allgemeinen Kommentar zu den Geschehnissen zu lesen: „Die Welt ist ein gefährlicher Ort“.
Damit wollte er seinen Verwandten Frodo dazu bringen, zuhause zu bleiben. Aber wie das so ist, bewirken weise Einsichten nicht die vermeintlich richtigen Konsequenzen. Und so ziehen die Menschen aus, und wundern sich, wenn es manchmal schief läuft.
Die Kröte quakte leise und dachte darüber nach, dass eine Zeitung eigentlich „Die Welt ist ein gefährlicher Ort“ oder „Die dunkle Stunde“ heißen müsste, anstatt Tagesspiegel, Berliner Kurier, Bild oder sonstwie Langweiliges. Sie schob sich gemütlich zwischen die Kissen und döste ein.
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Die Kröte bläst Trübsal und singt Seemannslieder
29. 9. 2010
Während der vergangenen verregneten Tage, die den späten September dunkel und grau sein ließen, hockte die Kröte traurig am Fenster und starrte trübselig raus. Die Regentropfen plätscherten gegen die Scheibe. Auf der anderen Seite drückte die Kröte ihre Nase und ein Vorderpfötchen dagegen und wartete auf Zeichen der Besserung.
Der Wetterbericht im Radio Paradiso, ihrem Lieblingssender, war deprimierend und die Nachrichten berichteten von Überschwemmungen. Das war kein gutes Wetter für eine Kröte, die nur noch ungern nass wurde und am liebsten schön warm in ihrer Socke hockte. Keiner kümmerte sich um sie und ging mit ihr spazieren. Tinak war nicht da und Tomak war krank. Manchmal quakte sie leise. Das weckte den Kuckuck, der auf der Schrankecke döste. „Kröte, was hast du denn?“, fragte er. „Quak. Niemand kümmert sich um mich.“, sagte die Kröte. Der Kuckuck hatte ein Einsehen, flog zur Kröte, warf sie sich auf den Rücken und flog wieder zu seinem Platz auf dem Schrank. Dort nahm er die Kröte unter einen Flügel, begann hin und her zu wiegen und sang dazu Seemannslieder, oder besser das, was er dafür hielt. Irgendwann stimmte die Kröte ein und lockte damit das Käuzchen an. Dann sangen sie gemeisam in ihren Sprachen ‚Wir lagen vor Madagaskar‘.
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Die Kröte mit der Socke in Panik
27. 11. 2010
Der Postbote hatte einen braunen Umschlag in den Briefkasten geworfen. Darauf stand als Empfänger ‚Kröte in der Socke, Zwischen den Kissen 1, Berlin‘. Das kam selten vor. Genauer gesagt, war es bislang noch nie vorgekommen. Kunibert brachte den Umschlag zur Kröte, die tief in ihrer Socke gemütlich auf einem weichen Kissen vor sich hin träumte. Die Kröte betrachtete überrascht den Umschlag und las ‚Kröte in ..‘. Aufgeregt sagte sie: „Quak, mach auf!“ Kunibert, nicht minder neugierig, öffnete ihn und zog ein Papier heraus.
Nach einem raschen Blick darauf ergiff die Kröte maßloses Entsetzen. Mißtrauisch blickte sie durch die Maschen ihrer Socke, aus der sie sich nicht herauswagte. Was war denn das? Eine Herzkartoffel und eine rosa Socke auf einem Foto, wie schrecklich. Offenbar wollte sich eine Krötendame in ihre Nähe begeben. Das Entsetzen wich rasch einer Empörung. „Niemals!“ quakte die Kröte. Sie war fest entschlossen, ihren gemütlichen Platz auf dem warmen Kissen mit keiner Artgenossin zu teilen.
Das Bärchen und die Kröte wissen: „Sind die Abende lang und du bist allein, so muss das nicht für immer sein.“
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Die Kröte friert
1. 12. 2010
Winter. Es ist kalt. Nach einem Blick aus dem Fenster auf das Außenthermometer und in die unwirtliche graue Morgensuppe hüpfte die Kröte mit einem protestierenden „Quak“ zurück unter die warme Bettdecke, die sie sich vom rasch herbeigerufenen Kuckuck und dem Käuzchen zum Kissen hatte ziehen lassen. Darunter bibbert sie und sagt immer wieder „Kalt, zu kalt, nicht gut … Kröte braucht Wärme.“
Der Kuckuck und das Käuzchen müssen dicht bei ihr bleiben, um sie zu wärmen. Der geheizte Raum mit seiner molligen Temperatur hindert die Kröte nicht, bitterlich über den frühen Kälteeinbruch zu klagen. Tief in einem umgestülpten dicke Wollstrumpf steckend, macht sie ein Theater, als ob die Welt zusammenbricht. Der Kuckuck und das Käuzchen kennen solche Ausbrüche, lassen sich davon nicht stören und dösen weiter.
1. 12. 2010 – Kommentar von Tipsy: „Gebt ihr eine Wärmflasche! Übrigens ist euer Blog vielseitig und interessant. Macht weiter so!“
Wo kann man dort Bier trinken, mit der Kröte tanzen und übernachten?