Chronik einer Haussanierung, Teil 1 – Die neuen Klingeln

Sicherlich fragen Sie sich, was auf dem Foto zu sehen ist. Symbolisch ist das der Stand der Sanierung eines mehrgeschossigen Mietshauses in Berlin Mitte, Ortsteil Wedding, die Anfang vergangenen Jahres von der Hausverwaltung angekündigt wurde und Ende Oktober 2013, also im vergangenen Jahr, abgeschlossen sein sollte. In der zweiten Dezemberwoche des Jahres 2013 wurden die Klingeln abgeklemmt und die im Hause umhereilende Architektin versicherte, dass vor Weihnachten eine Schließanlage für die Haustür und die neuen Klingeln in Betrieb sein werden. Über ein Schreiben am schwarzen Brett wurden die Mieter aufgefordert, von einer im Hause weilenden Vertreterin der Hausverwaltung neue Keller- und Haustürschlüssel entgegenzunehmen. Doch Weihnachten kam und das Haus war von oben bis unten verdreckt.

Die neuen Klingelknöpfe
Die neuen Klingelknöpfe
Klingeln im ursprünglichen Zustand
Klingeln im Flur

Damit kein Irrtum zustande kommt: Das erste Bild zeigt neue Klingelbretter, welche die auf dem darunter befindlichen Foto sichtbaren Klingelknöpfe ersetzt haben. Die neuen Bretter mit den Klingelknöpfen neben den Haustüren sind der Betrachtung wert. Ein ästhetisches Konzept, das die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Befestigung der Klingelknöpfe in Betracht zieht, scheint nicht vorhanden zu sein.

Hübsch,nicht wahr? Hier war jemand zu faul, um das Brett über die Leiste zu setzen.
Hübsch,nicht wahr? Hier war jemand zu faul, um das Brett über die Leiste zu setzen.

Natürlich gingen die Klingeln bis Weihnachten nicht. Niemand, der den Verlauf der Sanierung des Hauses im vergangenen Jahr erlebte, hatte ernsthaft damit gerechnet. Aber zumindest die verdreckten Hausflure hätten vor den Festtagen gefegt und gewischt werden müssen. Doch auch das geschah nicht. Die Mieter lebten während der Feiertage in einem total versifften Haus und jeder trug mit jedem Gang durch den Hausflur Baustaub in seine Wohnung. Im Hof quollen die Mülltonnen über. Besuche wurden abgesagt. So wollte man den Gästen seine eigene Wohnsituation nicht präsentieren.

Am 24.2.2014 geschah beinahe etwas wie ein Wunder. Ohne Ankündigung wurden die in ihren Wohnungen befindlichen Hausbewohner durch laute Töne aus ihren Klingelanlagen erschreckt. Mit dem gewohnten Getrampel, Bohren, Hämmern und lauten Rufen von oben nach unten und umgekehrt waren Elektriker zugange, um nach zweieinhalb Monaten die Klingelanlage anzuschliessen. Nicht, dass die Hausverwaltung während der 10 Wochen ohne funktionierende Klingeln eine Notiz an dem an der Haustür befindlichen Klingelbord angebracht hätte. Nein, man überließ es den Hausbewohnern damit klarzukommen, dass Paket-und Briefzusteller keine prophetische Kräfte hatten und nicht ahnen konnten, dass sie zu dem betreffenden Wohnungen gehen mussten, um dort zu klopfen.

Klingelanlage außer Betrieb
Klingelanlage außer Betrieb

Mehrmals wurden seitens der Mieter Zettel mit entsprechenden Hinweisen an die Haustür und an die Klingelanlage geklebt, die mitunter verschwanden. Aber das kümmerte die Hauseigentümer und die Hausverwaltung nicht. War es denn schlimm, wenn die Mietern Zettel in den Briefkästen fanden, dass entsprechende Pakete oder Brief vermeintlich unzustellbar waren und man sie irgendwo abholen musste? So viel Zeit musste sein; das konnten die Mieter vertragen, mag man gedacht haben. Am vergangenen Wochenende regte meine Freundin an, eine Chronik über die Sanierung dieses Hauses zu schreiben. Das Vorhaben würde zuviel Zeit verschlingen, doch einige Anekdoten werden wir hier zum besten geben.

Ein Gedanke zu „Chronik einer Haussanierung, Teil 1 – Die neuen Klingeln

  1. Finstere Geschichte, aber lustig geschrieben. Bekommt ihr eine Mietreduzierung für die Beeinträchtigungen. Immerhin ist eine Wohnung ohne Klingel vertragswidrig.

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