Biberalarm! Mitten in Berlin, am Rande des Parks Rehberge, zwischen Friedhöfen, Tennis- und Fußballplätzen sowie Schrebergärten am Hohenzollernkanal liegt der Plötzensee. Er ist bekannt durch sein Strandbad mit großer Wiese, ein traditionelles Freibad, welches einst für die Arbeiter in Moabit und Wedding eingerichtet wurde. Im Sommer wird der gesamte Uferbereich gerne von Badenden genutzt, was wohl den Betreibern des Strandbades nicht so gut gefällt. Vor einigen Jahren wurde der Plötzensee eingezäunt, um Erholungssuchende am Betreten des Ufers zu hindern. Dieser Zaun bietet den Behörden auch die Gelegenheit, alle paar Meter Verbotsschilder anzubringen. Baden im See und das Betreten von Eisflächen im Winter sind untersagt. Wen kümmert es?
In der Praxis klettern natürlich alle über den Zaun, der nun zum Anketten von Fahrrädern benutzt wird oder als Trockengestell für Handtücher. An einem Ende des Plötzensees gibt es einen Ruderbootverleih mit rustikaler Gastronomie. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein kleiner Teil des Sees abgeteilt als besonders geschützter Bereich mit kleinem Schilfgürtel.
In der gestalteten Parklandschaft um den See gibt es auch eine Uferterrasse im stark verwitterten und von Vandalismus geprägten Zustand. Hier ist der See noch ohne Zaun erreichbar. Im Sommer werden die Terrasse und eine angrenzende Wiese stark von zumeist jungen Leuten besucht, die bis spät in die Nacht zusammen hocken. Nicht selten werden auch Partys mit lauter Musik veranstaltet, die manchmal ausarten und nicht richtig in ein Erholung- und Naturschutzgebiet passen. Alltägliche Diskrepanzen in einem Ballungsgebiet.
Dieser See mitten in einer Großstadt, dessen Uferbereich durch Einteilungen in verschiedene Grundstück und Nutzungen vollkommen durch reguliert ist mit Verboten und Geboten, zeigt, dass die Natur dem Regulierungswillen der Menschen nicht immer folgt. So leben im Plötzensee Schildkröten, die nicht zu den heimischen Arten zählen. Und im vergangenen Jahr entdeckten ihn Biber. Ungeachtet der Vorstellungen der Parkwächter begannen sie, Bäume zu fällen. An einer Wiese, nordöstlich des Strandbades, fielen ihnen drei Pflaumenbäume und einige große Bäume zum Opfer. Sie wurden von ihnen gefällt oder soweit angeknabbert, dass sie im Auftrage des Grünflächenamtes gefällt werden mussten. Einige Baumstämme wurden in Bodennähe mit Maschendraht umwickelt und mit einer Substanz bestrichen, die Biber davon abhalten soll, auch sie anzunagen.
Die Biber haben sich eine Höhle gegraben, welche sich vom See bis unter einen Fußweg erstreckt. Sie sackte zusammen und dort entstand eine Baustelle, die monatelang mit Zäunen abgesperrt war.
Naturschutz und Tierliebe hin oder her. Dies ist kein Revier für Biber. Die Landschaft um Berlin bietet ihnen reichlich Lebensraum. Bereits in Spandau am Hohenzollernkanal und im Tegeler See sind Biber heimisch. Fährt man mit dem Boot auf der Havel von Berlin nach Hennigsdorf, kann ein aufmerksamer Beobachter ab dem nördlichen Ende des Nieder-Neuendorfer Sees am rechtsseitigen Ufer die Prägung der Vegetation durch Biber gar nicht übersehen. Aber nicht nur Biber sind hier heimisch, sondern auch Nutria, die in Hennigsdorf sogar zutraulich die Uferstellen besuchen, an denen Passanten Schwäne füttern.
Bislang sind keine Bemühungen zu erkennen, dass das Grünflächenamt in Berlin Mitte die Biber vom Plötzensee entfernen lässt. Eine Problemlösung durch die Jagd scheint nicht angestrebt zu sein. Unklar ist, wer am Plötzensee für Biberschäden aufkommt. Vermutlich der Bezirk. Biber sind sehr lernfähige Tiere und ihre Vertreibung oder ihre Bejagung in einem Revier muss vollständig erfolgen, weil das Erlegen einzelner Biber die anderen sehr vorsichtig macht und sie dann praktisch nicht mehr zu bejagen sind. In einer Großstadt mit starker Nutzung eines Uferbereichs ist dies schwierig. Biber zu schießen ist riskant, aber auch das Aufstellen von Fallen, weil hier viele Hunde ausgeführt werden.
Biber sind Natur uns die Welt gehört ihr. Wenn man in diesem Artikel davon spricht, dass Biber Bäume gefällt haben, entspricht das einer Lüge. Letztendlich hat schließlich der Bezirk diese Bäume fällen lassen und nicht die Biber.
Bitte macht eure Wortwahl sorgfältig.
Habe übrigens die Biber gestern abend gesehen und bin begeistert, dass Naturleben direkt in Berlin möglich ist. Unweit von Virchow, Autobahn und Ballungszentrum Wedding. Danke Mutter Natur! 😍
Es ist doch Haarspalterei, ob die Bäume fallen, weil Biber sie so weit durchknabbern oder Grünflächenbetreuer einige kurz davor fällen, damit keine Unfälle passieren. Fakt ist, dass diese Bäume wegen der Biber weg sind.