Marc Barbey präsentiert Bilder von Hans Martin Sewcz.

Berlin-Mitte. Steinstraße 12. Marc Barbey hatte die Berliner Fotoszene zur Vernissage eingeladen. In den Räumen seiner ‚Collection Regard‘ wurden Bilder von Hans Martin Sewcz ausgestellt. Im Mittelpunkt standen Panoramaaufnahmen, die Sewcz 1979 im sogenannten Scheunenviertel mit einer russischen Horizont auf Schwarzweissfilm aufgenommen hatte. Viele der Gäste kannten das schicke ‚Heute‘ aber nicht das morbide ‚Gestern‘ des Viertels mit den jahrzehntealten Einschusslöchern aus den letzten Tagen des 2. Weltkriegs in den Fassaden. Wer sich noch an die Zeiten erinnern konnte, wußte, dass Schwarzweiss der Sache gerecht wurde. Damals fehlten die Farben der modernisierten Häuser. Alles war grau in grau, wozu die Asche der damals noch übliche Beheizung mit Braunkohle sowie die Abwesenheit von Leuchtreklamen beigetragen hatten. Seine Panoramafotografien aus Berlin Mitte zeigen das  Scheunenviertel zu DDR-Zeiten.

Berlin. Krausnickstraße
1979. Berlin. Krausnickstraße - Foto: Hans Martin Sewcz

Hans Martin Sewcz studierte von 1975 bis 1981 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig mit Abschluß als Diplom-Fotografiker. Er dokumentierte Menschen in banalen Alltagssituationen, bizarren Arrangements und im schrillen Szeneauftritt. So fotografierte er in den 1970’ern eine Porträtserie, zu der er seine damaligen Kommilitonen vor die Betonwand eines Leipziger Plattenbaus stellte.

1976. Studenten in Leipzig. Foto: H.M. Sewcz
1976. Studenten in Leipzig - Foto: Hans Martin Sewcz

Noch vor dem Fall der Mauer wurde Sewcz die Ausreise in den Westen erlaubt. In den späten 1980’ern experimentierte er mit Farbfilmen, entdeckte spannende Symbole, knalliges Gelb oder Rot oder einen Hamburger für großformatige Prints. In den 1990’er beschäftige er sich intensiv mit Video. Er holte Menschen vor die Kamera, ließ sie etwas vor einem gleichbleibenden Hintergrund sagen und ausdrucksvoll gucken. Er nannte den Film „Fisches Nachtgesang“ und schickte sein Werk weltweit auf Ausstellungen. Zudem filmte er kultige Raves im Freien außerhalb Berlins.

2000. Hans Martin Sewcz auf der Info-Box am Potsdamer Platz
2000. Hans Martin Sewcz auf der Info-Box am Potsdamer Platz. Foto: Thomas Gade

Sewcz sammelt Designstücke der DDR. Zu seiner Sammlung zählen große Mengen ‚fabrikneuer‘ Waren aus DDR-Produktion in ihren ursprünglichen Verpackungen.

Marc Barbey wurde durch eine Kunstauktion auf die Bilder von Sewcz aufmerksam gemacht. Aus dem darauf folgenden Kontakt mit dem Bildautoren entstand die Idee der Ausstellung mit Bildern aus den 1970’ern, die bis März 2012 zu sehen ist. Die Öffnungszeiten der Galerie stehen auf ihrer Website.

Ausstellungsbesucherinnen
Ausstellungsbesucherinnen - Nov. 2011 - Collection Regard
Ausstellungsbesucher
Ausstellungsbesucher - Nov. 2011 - Collection Regard

2 Gedanken zu „Marc Barbey präsentiert Bilder von Hans Martin Sewcz.

  1. Der Blick zurück in die Vergangenheit kann sehr erhellend sein. In den kommenden Jahren werden wir wohl noch einige Ausstellungen zur DDR-Vergangenheit sehen. Es ist erfrischend, wenn dies ohne die banalen Bildern von der DDR-Grenze geschieht. Das Alltägliche der Bürger hatte wenige mit dem Getue rund um die Mauer zu tun. Die Bilder von den DDR-Produkten, bzw. die echten Waren sollten auch mal ausgestellt werden. Vielleicht wäre die Universität der Künste der passende Rahmen dafür.

  2. Die Kleidung der Studentinnen sieht sehr ‚gemütlich‘ aus. Die Bilder wären in Farbe gut. Dann könnten wir sehen, welche Farben damals im Osten getragen wurden.

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