Berlin. Plötzensee. Öffentlicher See vom Bezirksamt eingezäunt. Baden verboten!

In diesem Sommer (2009) stellten viele Besucher des Berliner Plötzensees in Berlin-Mitte im Bezirk Wedding fest, dass der See total einzäunt wurde, um den Bürgern den Zugang zum Wasser zu versperren. Wer baden möchte, soll das kostenpflichtige Strandbad nutzen. Darf ein Bezirksamt einer Großstadt mit vielen Arbeitslosen, Geringverdienern, finanzschwachen Schülern und Studenten deswegen einen öffentlichen See einzäunen oder gibt es andere Gründe dafür? Natürlich klettern die Leute darüber, sofern der Zaun nicht, wie an manchen Stellen, zu hoch ist. Die Gitter sind so schmal, dass man den Fuß nicht auf eine Querstrebe stellen kann. Daher ist der Klettervorgang nicht ungefährlich und man sieht gelegentlich jemanden, der unsanft rüberkommt. Vermutlich hat es deswegen schon Verletzungen gegeben.

Der Zaun um den Plötzensee
Der Zaun um den Plötzensee
Baden verboten
Baden verboten

Die Verbotsschilder um den Plötzensee sind inhaltlich (im Ton) völlig unangemessen. Hier stehen welche neben den Zäunen an der Steinterrasse, die seit langem ein beliebter Badeort ist.  Pikanterweise liegt sie dem Strandbad genau gegenüber und ist nach Südwesten, der Sonne entgegen, ausgerichtet. Hier genießen die Besucher  die Sonne und kühlen sich gelegentlich im Wasser ab. Warum nicht? Das Betreten einer Eisfläche auf einem öffentlichen Gewässer sowie das Baden geschehen immer auf eigene Gefahr. Das ist kein Grund, es zu verbieten. Auf dem Plötzensee wird geangelt. Die erforderlichen Genehmigungen und einen Angekahn erhält man legal am südlichen Ende des Plötzensees.

Der Zaun ist offen.
Der Zaun ist offen.

Erwartungsgemäß lassen sich die alteingesessenen Bürger, die zum Teil bereits mehrere Jahrezehnte im Sommer am Plötzensee sonnen und darin baden, nicht alles gefallen und verschaffen sich ‚Zugänge‘ zum See.  Der hohe Zaun auf dem Bild steht an einer FKK-Wiese, die seit vielen Jahren als solche bekannt ist und viel genutzt wird.  In diesem  Bereich gibt es ein Katz- und Mausspiel zwischen den Bürgern und dem Bezirksamt, welches bemüht ist, den Zaun dicht zu halten.  Im Uferbereich der FKK-Wiese wurden ergänzende Zaunpfähle mit Bandeisen eingesetzt. Ob das hilft? Mal sehen, wann dem Zaun eine Stacheldrahtkrone verpaßt wird.  Das ist eine peinliche Posse in einer Stadt 20 Jahre nach dem Fall der Mauer, die Berlin einstmals in zwei Teile trennte. Eine ‚Wir sind das Volk‘ – Protesthaltung  ist derzeit in Gesprächen mit Leuten am Plötzensee zu spüren.

Neue Zaunpfähle
Neue Zaunpfähle

Derzeit läuft eine Unterschriftensammlung, um beim Bezirksamt eine solide Beschwerde vorlegen zu können. Es ist einfach, an Unterschriften heranzukommen. Die meisten Leute am Plötzensee sind total gegen den Zaun.  Es kursiert die Vermutung, dass er lediglich den kommerziellen Interessen des kostenpflichtigen Strandbades  verteidigt und  Naturschutzgründe vorgeschoben werden, um ihn zu rechtfertigen.  Naturschutz und wummernde Bässe aus der Cocktailbar am Strandbad? Immerhin wurde der teure Zaun mit Steuermitteln bezahlt, deren Verwendung vor der Öffentlichkeit gerechtfertigt werden muss.  Da müssen vermeintliche Schäden an der Uferböschung herhalten.  Wie peinlich und lächerlich. Aber einige junge Leute sehen auch Vorteile. Eine Gruppe ca. 20-jähriger  sprang nach dem Baden und dem Aufenthalt am Wasser über den Zaun zurück in den legalen Bereich. Auf die Frage, ob sie mit ihrer Unterschrift die Initiative gegen den Zaun unterstützen möchten, kam unerwartet die Antwort ’nein‘ weil jeder, der in den See möchte, über den Zaun steigen kann und er den Eichhörnchen die Möglichkeit gibt, bei einer Verfolgung durch einen Hund durch die Maschen des Zaunes zu wetzen und sich so zu retten. Na so etwas, wie konnte ich die Eichhörnchen vergessen?

12 Gedanken zu „Berlin. Plötzensee. Öffentlicher See vom Bezirksamt eingezäunt. Baden verboten!

  1. Ey, das ist echt ein starkes Stück. Wer hat das zu verantworten? Sehr gut, dass ihr darüber schreibt. Macht weiter so!

    1. Der Kommentar steht unter dem anderen Beitrag zum gleichen Thema. Ich zitiere ‚D. Roth‘ hier nochmal:

      „Der Zaun muß weg, laßt uns den Plötzensee befreien ! Er findet es sicher auch ganz furchtbar so eingesperrt zu sein! Also: das „Befreiungskommando Plötzensee“ ist hiermit gegründet und hat drei Mitstreiter. Wann bauen wir gemeinsam und gewaltlos den Zaun ab ?

  2. Zitat: „Eine Frechheit ist das! So wird wieder ein Stück Öffentlichkeit in Privateigentum verwandelt. Um des schnöden Mammons wegen. Armes Berlin. Und wir Bürger? Wir nehmen alles brav entgegen…“

    Der See ist kein Privateigentum geworden. Trotz des Zauns ist er ein ‚öffentlicher‘ Ort. Übrigens hat das Grünflächenamt an der Nordspitze des Sees einen Wickeltisch aufgebauen lassen. Das ist kein Scherz.

  3. Toll, der Wickeltisch! Was wird wohl darauf alles landen? Aber eine Frage: Wo ist mein Text, aus dem das Zitat, das Sandra Reiter am 9.10. verwendet, stammt? Wer hat meinen Kommentar gelöscht – und warum?????

  4. Hi Wanco, gute Frage! Wo ist der Kommentar? Keine Ahnung. Wir haben nichts gelöscht. Vielleicht steht er unter einem anderen Beitrag über den Plötzensee in diesem Blog.

    Kunibert

  5. Bescheuerter geht es nicht. Nur weil einige dieser Behördensesseldauersitzer im Sommer sich nicht trauen mit ihrer Wampe sich im See zu zeigen, zäunen Sie das Ding komplett ein. Eine absolute Farce. Bald auch bitte den Grunewald abzäunen und nur Leute reinlassen, die pro Baum angucken einen Euro zahlen. Bitte liebe Beamte, bleibt doch einfach in euren schicken, von minderbegabten Architekten zum Steuerzahlertarif bezahlten Büroklötzen und dreht die Klimaanlage auf. Vielleicht könnt ihr euch ja auch euren Chauffeur zu euch in den Urlaub mit der S-Klasse kommen lassen, aber einfach mal die Finger von Mauern und Zäunen lassen, auch wenn ihr damit meint hier in Berlin besondere Erfahrung zu haben.

  6. Bescheuerter geht es nicht. Nur weil einige dieser Behördensesseldauersitzer im Sommer sich nicht trauen mit ihrer Wampe sich im See zu zeigen, zäunen Sie das Ding komplett ein. Eine absolute Farce. Bald auch bitte den Grunewald abzäunen und nur Leute reinlassen, die pro Baum angucken einen Euro zahlen. Bitte liebe Beamte, bleibt doch einfach in euren schicken, von minderbegabten Architekten zum Steuerzahlertarif bezahlten Büroklötzen und dreht die Klimaanlage auf. Vielleicht könnt ihr euch ja auch euren Chauffeur zu euch in den Urlaub mit der S-Klasse kommen lassen, aber einfach mal die Finger von Mauern und Zäunen lassen, auch wenn ihr damit meint hier in Berlin besondere Erfahrung zu haben…

  7. Tja, EURE rosa-roten Herrscher in Berlin stehen nun mal auf Zäune, MAUERN und die Einschränkung der Bürgerrechte.

    Wäre ja noch schöner, wenn ein Bürger einfach mal so kostenlos baden gehen dürfte…

    Wir leben in einem linken Dreckssystem, da dürfen solche menschenverachtenden Methoden nicht wundern.

    Ach ja – IHR seid die Wähler, also worüber jammer IHR ?!!

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